Inmitten der kroatischen Weiten der Wälder fand in einem unscheinbaren Tal mit klar blauem Fluss das Bearstone Festival statt. Vom 4. bis zum 7. Juli bespielten über 30 Bands die drei Bühnen. Vier Tage voller Stoner- und Psychedelic Rock. Wir waren vor Ort!
Erst mal ein Becherchen Rakija
Anderthalb Stunden Autofahrt entfernt von der kroatischen Hauptstadt Zagreb liegt die 4000-Seelen-Gemeinde Slunj. Von hier muss man noch etwa 20 Minuten durch kurvige Waldstraßen fahren, bis das Mobilfunksignal komplett geschwunden ist. Willkommen im Bear Stone Festival. Persönliche Einblicke ins Festival vom Organisator und ein Überblick über die spannendsten Bands des Lineups erfährst du im vollen Beitrag:
Es geschieht nicht oft, dass man vom Festivalorganisator mit einem Schluck vom persönlichen Hochzeitsrakija begrüßt wird. Marin Lalić ist schon von Anfang an dabei. Es ist nun die dritte Ausgabe des Festivals, für ihn ein Herzensprojekt. Das Land ist seit mehreren Jahren im Besitz seiner Familie. Das Jahr über betreibt die Familie in diesem kleinen Flecken Paradies den Robinson Campingplatz. Seit über zehn Jahren veranstalten sie aber auch das Psytrance- und Kunstfestival Momento Demento (kurz Mo:Dem). Während Covid entstand dann die Idee für ein Stoner-Rock-Festival.

Das Festivalgelände vom Bear Stone | Bild: 3FACH
Im Vergleich zu den rund 15.000 Menschen, die jedes Jahr das Mo:Dem besuchen, scheint das Bear Stone mit seinen rund 2.000 verkauften Tickets wie eine Randerscheinung. Dabei reicht nur ein Blick ins Lineup, um sich vom Gegenteil zu überzeugen. Mit dabei sind zum Beispiel High On Fire. Die Band rund um Leadsänger und Gitarrist Matt Pike lieferte während gut 90 Minuten eine Ekstase aus harten Riffs und eindringlichem Growling. Der Zug schien seine Bremsen verloren zu haben. Als Mitbegründer der Band Sleep gehört Matt Pike zu den großen Innovatoren des Stoner-Rock-Genres. Ihn zu sehen, war für viele Besucher ein Highlight des Festivals. Auf der etwas psychedelischeren Seite unterwegs ist Colour Haze. Die vierköpfige deutsche Band schaut auf eine dreißigjährige Karriere zurück. An Magie hat ihr Sound in dieser Zeit aber keineswegs verloren. Kaleidoskopisch verschmelzen die Instrumente zu einem verträumten Gesamtwerk, welches dazu einlud, sich am Fluss nahe der Hauptbühne niederzulassen und die Füße im blauen Quellwasser zu tunken.
AcidSitter
AcidSitter ist eine polnisch-japanische Band, welche im letzten Jahr ihr Debutalbum „Make Acid Great Again“ veröffentlichten.
Im Interview erzählten sie uns über ihr Wunsch, mehr Liebe in der Menschheit zu erreichen. Inspiriert seien sie definitiv von den 60er Hippie Jahren. Auf ihrem Konzert fühlte man sich in der Zeit zurückgedreht. Farbige Klamotten, Spass beim Spielen und ein pures Freiheitsgefühl.
„Love each other, motherfuckers!“ -Rafael, AcidSitter
Dabei ist ihnen wichtig, nicht „Retro“ zu sein, sie wollen nicht die Zeit zurückdrehen, sie wollen das Gute der 60er Jahren mit in die heutige Zeit nehmen.
Sie arbeiten gerade an ihrem zweiten Album, welches wir in wenigen Monaten erwarten dürfen. Am Bearstone Festival spielten sie schon viele der neuen Lieder.

AcidSitter nach dem Interview! (Bild: 3FACH)
Spotlight Hrvatska
Zur Philosophie des Festivals gehört es aber auch, lokale Bands zu unterstützen und ihnen eine Plattform zu bieten, ihren Klang einem international durchmischten Publikum zu präsentieren. Ein Drittel des Lineups besteht aus kroatischen Bands. Viele von ihnen sind auf der Mill Stage, der kleinsten Bühne des Festivals, zu sehen. So zum Beispiel auch A Gram Trip, welche am Donnerstagnachmittag das Festival mit ihren mantraartigen Doomriffs und eindringlichen Sludge-Vocals eröffneten. Für die vierköpfige Band aus Zagreb ein Moment, den sie noch lange in Erinnerung behalten werden. Auch das Publikum ist in Ekstase, innerhalb kürzester Zeit sind die Merchartikel der Band ausverkauft.
Zwar nur zu zweit auf der Bühne, aber mit der Wucht von mindestens sieben Musikern stach auch Rifftree aus der Masse hervor. Die beiden Musiker sind treibende Kräfte hinter der Stoner-Rock-Szene in Zagreb. Als Veranstalter stellen sie zahlreiche Festivals und Gigs auf die Beine. Ihr Ziel ist es, die Musik an die nächste Generation zu bringen. So verzichten sie bei Teenagern auch oft auf die Eintrittsgebühren. Ein Konzept, das laut Bear Stone Organisator Marin Lalić voll aufgeht. Für die nächste Ausgabe des Festivals will er sogar das Booking der Mill Stage ganz den beiden Musikern von Rifftree überlassen.
Aber auch die Hauptbühne bot reichlich Platz für spannende kroatische Acts. Die Bühne aufgewärmt haben am Freitag ###. (Der Name wird ausgesprochen, indem man dreimal auf ein zufälliges Objekt klopft). Die Musik ist etwas vom noiselastigsten am Bear Stone. Im Balkan Underground haben sie sich schon lange mit ihrem feedback-heavy, dröhnenden Klangbild einen Namen gemacht. Auch auf der Hauptbühne zu finden war Nemeček. Auch geprägt von hypnotischer, atmosphärischer Musik, inspiriert von den traditionellen Klängen Slawoniens. Im Vordergrund steht auch das altertümliche slawonische Instrument Tambura. Dieses wird durch Effekte und Dröhnung bis ins Unkenntliche verfremdet.